3D-Druck im Handwerk

Die Orthopädietechnik beschäftigt sich täglich mit maßgeschneiderten Prothesen und Orthesen. Seit Ende 2018 nutzt unsere Werkstatt dazu auch 3D-Technologien. Ingo Napp (CAD-Konstrukteur) und Steffen Lörks (Orthopädietechniker) arbeiten gemeinsam für unser Ortho-Team. Sie haben uns erklärt, wann klassisches Handwerk und Hightech-Technologie ineinander greifen.

Wenn ich mich hier umschaue, dann sieht es wie in einer klassischen Werkstatt aus, wo sich alles ums Handwerk dreht. Wann kommt denn da die 3D-Technologie zum Einsatz?

Ingo Napp: In unserem Hause wird die 3D-Technologie zurzeit vorwiegend in der Orthetik genutzt. Hier haben wir schon zahlreiche Hilfsmittel hergestellt, mit denen die Kunden sehr zufrieden sind. Am Kunden erfassen wir die entsprechende Körperstelle mit unserem 3D-Scanner. Das digitale Modell wird von mir am Computer modelliert. Anschließend fertigen wir mit unserem FDM-Drucker dann zum Beispiel ein Anprobemodell oder Prototypen. Die neue Technologie wird kontinuierlich mit den konventionellen Methoden verbunden.

Welche Vorteile bieten diese neuen Technologien?

Ingo Napp: Die 3D-Scans geben eine extrem genaue Beschaffenheit des Körperteils wieder, in einigen Fällen schneller und/oder einfacher als ein Gipsabdruck. Über den Scanner kann ich diese digital archivieren und falls benötigt, eine exakte Form erneut ausdrucken. Der 3D-Drucker kann ein benötigtes Modell auch über Nacht fertigstellen, sodass es am nächsten Tag zur Verfügung steht.

Im Titelbild sehen wir eine Prothesen-Versorgung, wann ist hier der 3D-Druck zum Einsatz gekommen?

Ingo Napp: Auf der linken Seite sieht man den Innenschaft und das Spangenpolster, beide sind mit unserem 3D-Drucker hergestellt worden. Das Schöne ist, dass das Material sehr stabil ist, aber dabei immer noch flexibel bleibt. Außerdem haben wir eine extra „Polsterung“ an den entscheidenden Stellen eingebaut. Unser Kunde ist sehr sportlich und war begeistert von den neuen Innovationen, die seinem aktiven Lebensalltag entgegenkommen.

Und welche Anteile hast Du als Orthopädietechniker bei einer solchen Versorgung?

Steffen Lörks: In diesem Fall habe ich die Anprobe mit dem 3D-gedrucktem Schaft durchgeführt.Den Schaft habe ich dann genutzt, um ein Gipsmodell zu erzeugen, auf das ich einen Unterschenkelschaft, sowie eine Oberschenkelspange aus Carbon laminiert und gegossen habe. Das Anrichten der Knieschienen, der statische Aufbau der Prothese mit anschließender dynamischer Anprobe, sowie die finale Fertigstellung der Prothese fallen in meinen Bereich.

Welches Fazit würdet Ihr zum Thema Orthopädietechnik und 3D-Technologie ziehen?

Die Kombination bringt einen Zeitvorteil mit sich, da Arbeitsschritte parallel ablaufen können. Die digitale Modellierung ermöglicht es, Maße und Volumen von Modellen zu kontrollieren. Dies ist hilfreich, wenn ein altes und ein neues 3D-Modell verglichen werden müssen. Erforderliche Änderungen lassen sich so gezielter und schneller umsetzen. Wir sehen die 3D-Technologie als eine wertvolle Ergänzung zu konventionellen Arbeitsmethoden, die in einigen Bereichen deutliche Synergien und sogar Gebrauchsvorteile hervorbringt.